Digitale Finanzkompetenz für sozioökonomische Inklusion und Gerechtigkeit

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Finances for Mortals – Bildungsgerechtigkeit: Finanzielle Umschulung für eine Bessere Zukunft

Fallstudie auf der Grundlage einer Geschichte aus Medienquellen

Entwickelt von Acción Laboral (Spanien)

Einleitung

 

Die folgende Fallstudie befasst sich mit der Entwicklung von Finanzkompetenzen in Bevölkerungsgruppen mit geringer finanzieller Allgemeinbildung, von denen einige zu gefährdeten Gruppen gehören. Die Fallstudie zielt darauf ab, benachteiligte Gruppen die Welt der Wirtschaft und der grundlegenden Finanzen näher zu bringen, damit jeder die finanziellen Konzepte versteht und in der Lage ist, seine täglichen Ausgaben zu verwalten, die richtigen finanziellen Entscheidungen zu treffen und sicher zu investieren.

Diese Fallstudie ist ein gutes Beispiel für eine bewährte Praxis in der Finanzbildung, die sich an benachteiligte Menschen richtet, um deren sozioökonomische Eingliederung zu fördern. In diesem Sinne ist das Ziel dieser Fallstudie, ein Beispiel für eine bewährte Praxis zu liefern, die digitale Finanzbildung mit der sozialen Eingliederung einer besonders benachteiligten Gruppe verbindet.

Konkret geht es um das Problem der finanziellen Ausgrenzung von Strafgefangenen aufgrund mangelnder Informationen und der mit ihrer Situation verbundenen Einschränkungen. Es geht um eine Lösung, die bereits umgesetzt wird.

Fallstudie

 

In Spanien gibt es Teile der Bevölkerung, die nicht ausreichend im Umgang mit neuen Technologien geschult sind, wodurch sie Gefahr laufen, von Finanzdienstleistungen ausgeschlossen zu werden. Innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen mit geringen digitalen Finanzkompetenzen ist eine Gruppe sehr präsent: Strafgefangene.

Im Dezember 2023 befanden sich in Spanien 52.698 Personen im Gefängnis. Sie verfügen über ein geringes Maß an digitalen Kompetenzen, da die Sicherheitsmaßnahmen und Beschränkungen in den Gefängnissen die Gefangenen daran hindern, Computer und Technologien zu nutzen, was zu einem niedrigen Niveau digitaler Kompetenzen in dieser Gruppe führt. Digitale Kompetenzen sind für die soziale Eingliederung unerlässlich. Die Technologie kann jedoch nur dann zur Lösung sozialer Probleme beitragen, wenn es auch Schulungsprogramme gibt, die den Menschen beibringen, wie man sie nutzt. Berücksichtigt man darüber hinaus den wirtschaftlichen Hintergrund der Strafgefangenen, so sind diese in erheblichem Maße nicht auf ihre Wiedereingliederung in die Wirtschaft vorbereitet.

Man schätzt, dass etwa 15 % der Strafgefangenen (mehr als 9.000 Personen) an einer Art Ausbildungsprogramm teilnehmen, eine sehr positive Zahl, die zweifellos die Erfolgsquote von 69 % bei der Wiedereingliederung in Spanien beeinflusst.

Auf der Grundlage der vorangegangenen Daten lässt sich schlussfolgern, dass in Spanien ein erheblicher Bedarf an digitalen Finanzkompetenzen unter den Strafgefangenen besteht. Dies bedeutet, dass die sozioökonomische Eingliederung dieser Gruppen nicht optimal ist, was wiederum ein Problem für die spanische Gesellschaft darstellt.  Aus diesem Grund ist es notwendig, eine Art von Ausbildungsprogramm zu schaffen, das auf die Arbeit mit dieser Gruppe ausgerichtet ist.

Lösungsvorschläge und Empfehlungen

 

Als Lösung für dieses Problem gibt es in Spanien ein auf diese Gruppen ausgerichtetes Schulungsprojekt namens „Finances for Mortals“. Dieses Programm wird von der spanischen Zentralbank und der Comisión Nacional del Mercado de Valores (CNMV) (Nationale Kommission für den Wertpapiermarkt) als eines der wichtigsten Finanzbildungsprogramme des Landes anerkannt. Ziel des Programms ist es, verschiedenen Gruppen, darunter auch Strafvollzugszentren für die Eingliederung von Strafgefangenen, grundlegende Finanzkompetenzen zu vermitteln, damit die Strafgefangenen verantwortungsvolle und fundierte Entscheidungen über ihre Finanzen treffen können. Das Projekt wurde 2021 von der Santander-Bank, den Strafvollzugsanstalten (IIPP) und der Stiftung der Universität Kantabrien für die Erforschung des Finanzsektors (UCEIF) über das Finanzinstitut Santander (SANFI) gefördert.

Das Programm basiert auf Schulungen, die von ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der Santander-Bank durchgeführt werden. Es vermittelt den Strafgefangenen ein ausreichendes Finanzwissen, um persönliche und familiäre Entscheidungen über ihre täglichen Finanzen verantwortungsbewusst und informiert zu treffen.

Das Projekt besteht aus zwei Teilen:

 

Sowohl der Online- als auch der Präsenzteil des Programms behandeln die folgenden Finanzthemen:

  • Berufsberatung
  • Finanzielle Grundlagen
  • Online-Banking
  • Sichere Investitionen

Im Bereich der Geldanlage wurden die folgenden Themen behandelt:

  • Spar- und Anlageprodukte und Investmentfonds
  • Anlage in festverzinslichen Wertpapieren und Aktien
  • Sicheres Online-Shopping und -Investitionen
  • Sicherheitstipps

Um ein reales Beispiel zu nennen: José Alberto ist einer der Strafgefangenen, die an dem Programm teilnehmen. Bevor er mit dem Programm begann, verfügte er nur über ein geringes Finanzwissen und wusste nichts über Online-Banking, sichere Investitionen oder Online-Zahlungsmethoden. Er sagte: „Ich kannte nicht einmal bizum.“ (bizum ist eine mobile Zahlungslösung, die im Oktober 2016 in Spanien eingeführt wurde). Nach der Teilnahme an dem Programm fühlt er sich jedoch gestärkt und hat nun das Ziel, sein eigenes Unternehmen zu eröffnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Programm ein großartiges und wichtiges Beispiel dafür ist, wie Schulungen für benachteiligte Menschen ihnen die notwendigen Instrumente zur Wiedereingliederung und Verbesserung ihrer Lebensqualität und damit zur Verbesserung der Gesellschaft geben können.

Fragen zur Selbstreflexion

 

Diese Fragen können als Anregung zur Selbstbeobachtung und Selbsteinschätzung dienen und dabei helfen, Einblick in die eigenen finanziellen Gewohnheiten, Werte und Ziele zu gewinnen.

  1. Welche Art von finanziellen Kenntnissen brauchen Strafgefangene Ihrer Meinung nach?
  2. Wie sollte Ihrer Meinung nach die Finanzausbildung für Strafgefangene gestaltet werden? Fällt Ihnen eine Aktivität ein, die zur Teilnahme und zum Engagement anregen könnte?
  3. Wenn Sie Ihre Finanzkenntnisse bewerten müssten, würden Sie sagen, dass diese auf dem neuesten Stand und für eine digitalisierte Welt geeignet sind?
  4. Was halten Sie von dieser Initiative? Glauben Sie, dass sie ihr Ziel wirklich erreicht?

Fragen zur Selbsteinschätzung

 

Lesen Sie jede Frage sorgfältig durch und wählen Sie die beste Antwort aus den vorgegebenen Optionen aus.

Dieser Multiple-Choice-Test kann helfen, die finanzielle Reise und die gewonnenen Erkenntnisse zu verstehen.


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